27.06.2025

Anna stepping down. Should we step up?

Anna Wintour tritt als Chefredakteurin der American Vogue zurück

Anna Wintour verlässt nach 37 Jahren den Chefredakteursposten der American Vogue. So einfach dieser Satz klingt – so gewaltig ist sein Echo in der Modewelt. Das ist mehr als ein Wechsel an der Spitze eines Magazins.

Es ist das Ende einer Ära, die unsere Branche geprägt hat – und ein Moment, der uns als Fashion Journalist:innen zwingt, uns zu fragen: Was jetzt? Und was ist unsere Rolle dabei?

Kaum jemand hat Modejournalismus so radikal verändert wie sie. Sie hat Vogue aus einem elitären, konservativen Magazin in eine globale Marke verwandelt, die Popkultur, Politik und Mode zusammenbringt.

Sie holte Celebrities aufs Cover, entdeckte neue Designer:innen, formte ganze Karrieren – und machte Vogue zur Bibel der Branche.

Warum ist ihr Schritt so bedeutend?

Unter ihr wurde Modejournalismus größer, lauter, vielfältiger – und vor allem relevanter. Wir verdanken ihr, dass Mode heute nicht nur über Kleider spricht, sondern über Macht, Identität und Gesellschaft.

Was denkt ihr: Wer könnte (und sollte) ihre Nachfolge antreten? Und wie stellen wir als Fashion Journalist:innen sicher, dass Vogue unter neuer Führung nicht nur die Mode, sondern auch den Diskurs weiterführt? Kommt in FJ.Forum und diskutiert mit. (Kostenloser Call + Zugangslink = Deine Community)

  • Kultureller Einschnitt: Wintour verwandelte Vogue von einer traditionsreichen Zeitschrift zur globalen Mode- und Kulturbibel. Sie führte u. a. Prominente auf Cover ein und förderte junge Designer – ein Wandel, der die Branche nachhaltig beeinflusste

  • Medienrestrukturierung: Ihr Rückzug vom Tagesgeschäft passt zu einer globalen Umbau-Strategie bei Condé Nast, in der Chefinnen neue Rollen für internationale Content‑Strukturen besetzen

Anna Wintour lief bei DIOR direkt auf meine Kamera zu

DIOR SS24, Paris Fashionweek

Als ich Anna Wintour traf

Ich bin ehrlich dankbar, dass ich meine Zeit als Fashion-Journalistin in ihrer Ära erleben durfte. Ich bin ihr fünfmal begegnet – und ja, einmal ist sie bei Dior sogar in mich reingelaufen. Sie würde wahrscheinlich eher sagen, dass ich ihr im Weg stand .

Meine liebste Szene aber passierte bei einer Vogue-Konferenz: Ich fasste mir ein Herz, quatschte sie von der Seite an und sagte einfach: „Thanks for being so inspiring.“ Sie wirkte überrascht – fast so, als wäre das nicht die Art Gespräch, die man mit ihr führen darf. Sie sagte in hohem Ton: „Ohhh thank you“, während ihre Managerin mir ein ziemlich misstrauisches Side-Eye zuwarf, als wäre sie sicher, ich wollte gleich einen Pitch, ein Foto, einen Job. Dabei wollte ich einfach nur nett sein.

Ich frage mich bis heute: Waren das jetzt Teufel trägt Prada-Vibes? Oder Engel in Prada? Wahrscheinlich beides. Never meet your hero?

Ich bin als Modejournalistin oft nah an den Personen dran, die auf ein Podest gehoben werden. Ich selbst erschaffe dieses Podest mit Posts für Magazine. Aber mehr als diese eine kurze Begegnung bleibt nicht übrig, außer man biedert sich an oder wird selbst zur Szene. Ein Job im Business macht einen lang nicht zu der Elite. Ich finde die Idee, ein Role Model zu haben ein extrem gutes Tool, ambitioniert und inspiriert zu bleiben. In der Masterclass habe ich dem Thema ein ganzes Modell gewidmet, weil es viel mit meiner Karriere gemacht hat und Philomena, ein weiteres Journalist Babe meinte, dass das ihr Lieblingsmodul war.

Anna Wintour, Chanel Haute Couture

Nicole Kidman, Anna Wintour, Balenciaga

Was steht jetzt an?

Condé Nast sucht ihre Nachfolge – und es wäre naiv zu glauben, dass dieser Übergang nicht schon seit Jahren vorbereitet wurde. Aber die Frage ist: Wer wird es? Und wer sollte es sein?

Denn wenn man sich die Branche gerade anschaut, wird klar: Mode rühmt sich gern ihrer Diversity, aber oben regieren wieder auffällig viele Männer.

Bei den großen Häusern sehen wir wieder männliche Kreativdirektoren: von Maria Grazia Chiuri zu Jonathan Anderson bei DIOR, von Virginie Viard zu Matthieu Blazy bei CHANEL , Pieter Mulier bei Alaïa, Anthony Vaccarello bei Saint Laurent – und das sind nur ein paar Beispiele.

Die Tendenz, Führungsrollen in der Mode Männern zuzuschieben, ist hartnäckig. Wir haben da in den letzten Jahren Fortschritte gesehen – Designerinnen wie Sarah Burton, Virginie Viard oder Gabriela Hearst haben Meilensteine gesetzt. Aber aktuell schlägt das Pendel wieder zurück.

Deshalb sage ich ganz klar: Ich hoffe so sehr, dass sich diese ikonische Chefredaktionsrolle nicht einfach ein Mann schnappt, während alle klatschen. Wir brauchen Frauen an der Spitze. Frauen, die wissen, dass Mode mehr ist als Looks – dass sie Narrative, Kultur und Diskurse formt und sich hier durchsetzen. Damit auch Girls eine Perspektive haben, dass man es mit Modejournalismus weit schaffen kann.

Should we step up?

Annas Rückzug ist nicht nur ihr Karrierekapitel, sondern auch eine Aufgabe an uns. Wir müssen uns fragen: Wie wollen wir als Fashion Journalist:innen jetzt agieren?

Anna war scharf. Scharf in ihren Urteilen, scharf in ihrer Vision. Sie hat die Vogue nicht verwaltet, sie hat sie erfunden und ständig neu gedacht. Sie hat Risiken genommen, Trends gesetzt, Grenzen verschoben.

Durch diese Innovationslust ist unsere Branche gewachsen. Es gibt heute mehr Jobs im Fashionjournalismus denn je – weil Mode ein globaler Diskurs geworden ist. Weil es Medien, Plattformen, Gespräche braucht. Das hat sie verstanden.

Wenn wir sie bewundern, dann nicht nur für ihre Sonnenbrille und ihre legendäre Haltung. Sondern für die Klarheit, mit der sie wusste: Wer nicht innovativ ist, stirbt. Wer nicht erzählt, verschwindet. Wer nicht gestaltet, wird gestaltet.

Deshalb sollten wir jetzt nicht nur zusehen, wer ihr nachfolgt. Wir sollten selbst lauter, fordernder, kreativer werden. Wir sollten unsere Redaktionen und Plattformen nutzen, um sicherzustellen, dass Vogue – und die Modebranche insgesamt – weiter mutig bleibt. Und dass sie mehr Menschen eine Stimme gibt, nicht weniger. Das schulden wir nicht nur ihr, sondern auch uns selbst.

Diskussion im Club

Wer könnte – und wer sollte – ihre Nachfolge antreten? Wie können wir als Fashion Journalist:innen Einfluss nehmen, damit Vogue auch künftig nicht nur Mode, sondern den Diskurs prägt? Und wie stellen wir sicher, dass die Spitze der Branche nicht wieder zum Boys’ Club wird?

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Bisous Bisous, Kimyana